ZDFinfo/SRF, Dokumentation, 45 min
Dienstag, 24.12.2015, 0:25 Uhr
Früher wurde gehänselt, später gemobbt, heutzutage bricht ein Shitstorm über mehr oder weniger Ahnungslose herein. Immer öfter, immer bösartiger wird im Internet gepöbelt. Es wird beleidigt und verletzt. Es wird gezielt versucht, die Würde eines Menschen kaputt zu machen oder die politische Meinung zu beeinflussen und Journalisten anzugreifen.
Beschimpfungen im Netz treffen Unternehmen, Institutionen, Menschen. Oft unvermittelt, ohne Vorwarnung. In unserer Dokumentation „Shitstorm. Und plötzlich hasst dich die ganze Welt“ versuchen wir zu ergründen: Was passiert mit den Betroffenen, wenn eine Hasswelle über sie hereinbricht? Wie entstehen diese digitalen Feldzüge? Und wann sprechen wir überhaupt von einem Shitstorm?
Bianka Echtermeyer schrieb für Brigitte.de eine Glosse über erwachsene Männer auf Skateboards und fand sich innerhalb von Minuten im Mittelpunkt eines massiven Shitstorms, einer modernen Hexenjagd. Die Journalistin sah sich mit Morddrohungen konfrontiert und brach unter dem psychischen Druck zusammen. Der Tierschützer Friedrich Mülln wird seit einem Jahr im Netz als Steuerbetrüger, Lügner und selbst Zuhälter diffamiert. Die Osteuropa-Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung Cathrin Kahlweit wurde nach ihrer Ukraine-Berichterstattung als CIA-Hure und Russenfeindin beschimpft, die Qualität ihrer journalistischen Arbeit grundsätzlich in Frage gestellt.
Um die Mechanismen eines Shitstorms besser zu verstehen, simulieren wir mit Studenten den Ablauf einer digitalen Hetzkampagne. Christian Scherg ist Berater für Unternehmen, die in einen Shitstorm geraten. Die Anonymität des Netzes macht es nach seiner Überzeugung möglich, dass aus einem Luftzug ein Orkan wird. Und die Psychologin Dorothee Scholz ist sicher, dass das Netz die Menschen enthemmt.