BR-Dokumentationsreihe, 45 min
Pfingstsonntag, 24. Mai 2015, 19 Uhr
Tännesberg in der Oberpfalz schmiegt sich idyllisch an die Südwestseite des Schlossbergs und liegt inmitten einer ursprünglichen Landschaft. Aber Tännesberg mit seinen 1.600 Einwohnern kämpft auch mit Problemen – wie viele Orte in dieser Region: Häuser stehen leer, die jungen Leute ziehen weg, der einst blühende Tourismus ist verkümmert, im Ortskern ist es ruhig.
Und doch: Tännesberg lebt. Die Einwohnerzahl bleibt seit Jahren stabil. Die Infrastruktur ist gut. Das Vereinsleben boomt. Tännesberg lebt aber vor allem wegen der Menschen, die ihren Heimatort lieben, die sich engagieren, die Ideen haben, die ihren Ort für die Zukunft fitmachen wollen. Einige aktive Tännesberger und ihre Projekte begleiten wir in diesem Film.
Angela Völkl hat gemeinsam mit ihrer Familie mit viel Mut und Phantasie aus einem heruntergekommenen Anwesen am Marktplatz ein ganz besonderes Juwel geschaffen: Einen Veranstaltungsort für Hochzeiten, Konzerte, Kabarett – liebevoll renoviert und eingerichtet. Schon nach wenigen Jahren, auch ohne Werbung, ist die „Lederer-Scheune“ zu einem Treffpunkt für die Tännesberger und das Umland geworden.
In Tännesberg gibt es an die 20 Vereine, vom Sportverein über den Kirchenchor bis hin zur Freiwilligen Feuerwehr, den Landfrauen und dem Oberpfälzer Waldverein. Alex Ebnet ist 23 Jahre alt, Tännesberger mit Leib und Seele und in fünf Vereinen dabei – und das obwohl er in Deggendorf studiert und nur am Wochenende zuhause sein kann. Dann aber geht er voll und ganz im Dorfleben auf. Sein Wunsch ist es, in Tännesberg zu bleiben und nach seinem Studium in der Nähe einen Arbeitsplatz zu finden. Mit seinem Fach, Wirtschaftsingenieurwesen, hat er auch gute Chancen in der Region.
Die Gemeinde Tännesberg ist überregional bekannt für ein außergewöhnliches Naturschutzprojekt, das die Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten fördert und geeignete Lebensräume dafür schaffen möchte. Tännesberg ist „Bayerische Modellgemeinde für Biodiversität“. Damit sind verschiedene Initiativen unter einem Dach vereint. Initiator und Ideengeber ist der Tännesberger Toni Wolf, der sich seit vielen Jahren unermüdlich für den Naturschutz in seiner Heimat einsetzt. Und seit er in Rente ist, investiert er fast all seine Zeit dafür. Als Mitarbeiter der Naturschutzbehörde kannte er sich mit der Umsetzung und den Förderungsmöglichkeiten von Landschaftsschutzprojekten aus. Er war es auch, der dann in mühevoller Arbeit andere Tännesberger davon überzeugt hat, bei den einzelnen Projekten mitzumachen. Heute steht der ganze Ort dahinter, und es gibt viele Ideen für die Zukunft, wie die Biodiversität den sanften Tourismus entwickeln könnte. Christine und Martin Kick sind die einzigen Landwirte in Tännesberg, die noch voll auf Milchwirtschaft setzen. Damit der Betrieb weiterläuft, haben sie viel Geld ausgegeben. Das Ergebnis ist ein hochmoderner Stall samt Melkroboter, der eine ganz andere Art der Landwirtschaft möglich macht. Das zweite Standbein des Familienunternehmens ist die Waldarbeit. Während der Vater noch mit Pferden das Holz aus dem Wald holte, investierte Martin in Maschinen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Für Martin war schon in der Lehrzeit klar: Falls er den Betrieb einmal übernimmt, muss modernisiert werden. Gemeinsam mit seiner Frau Christine hat er die Investitionen gewagt – es war auch eine Entscheidung für Tännesberg.